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Berlin: Zur Rhetorik des Volksbegriffs, Prof. Dr. Karin Priester
8. September 2016 @ 19:00 - 22:00
Prof. Dr. Karin Priester: Zur Rhetorik des Volksbegriffs
„Volk“ hatte einmal einen guten Klang und bezeichnete eine Politik im Interesse der einfachen Leute. Die Einrichtung von Volkshochschulen, die Förderung des Volkssports oder die Überwindung der Klassenspaltung durch Volksparteien sind nur einige Beispiele. Unter der langen Hegemonie der Sozialdemokraten verstand sich Schweden als „Volksheim“. Nicht zu vergessen die Volkssouveränität, eine der großen Errungenschaften gegenüber der Vormoderne. Aber schon in den 1930-Jahren, als kommunistische Partei Volksfronten ins Leben riefen, erklärte Bert Brecht, wer „Volk“ sagt, wolle betrügen und gemeinsame Interessen unterstellen, wo keine seien. Der Volksbegriff hatte als populus, als plebs oder vulgus und als gens bzw. als demos oder ethnos immer schon unterschiedliche Bedeutungen. Je nachdem, wie er semantisch besetzt wurde, konnten ganz unterschiedliche politische Ziele verfolgt werden. Wer sich heute auf das Volk beruft, gilt als Populist, auch wenn rechte wie linke Populisten den Begriff inzwischen vermeiden und an die „Leute“, die „Menschen“ oder die „Bürger“ appellieren.
Diese Reihe wird vortgesetzt am:
FREITAG I 7.Oktober 2016 I 19 Uhr I Literaturhaus
Marc Fabian Erdl: Der Mythos der political correctness
und
MITTWOCH I 26. Oktober 2016 I 19 Uhr I Literaturhaus
Prof. Ruth Wodak: Politik mit der Angst – Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse