- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
München: Kongress der protestierenden Flüchtlinge in Europa
1. März 2013 - 3. März 2013
Aufruf zum Kongress der protestierenden Flüchtlinge in Europa vom 1. -3. März 2013 in München
Seit dem 19. März 2012 befinden wir uns Flüchtlinge in einem Kampf um das Erringen von elementaren Menschenrechten, von Freiheit und Gleichheit, denn wir wollen nicht mehr wie „Ausländer“ und Menschen dritten Grades behandelt werden, sondern wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Diese Ära unseres Kampfes begann mit einem kleinen Zelt in Würzburg und erwuchs zu einer großen Bewegung, die sich in ganz Europa ausbreitet.
Dieser lange Streik war bisher von vielen Höhen und Tiefen begleitet, die die vielschichtigen Entwicklungen des Protestes charakterisieren. Tragische Geschehnisse wie der Selbstmord von Mohammad Rahsepar am 28. Januar 2012, der Beginn des Streiks und die vielen darauf folgenden politischen Aktionen wie die Demonstration am 13. Februar, der Beginn des Hungerstreiks in Würzburg , der Beginn des Protestzelt-Projekts am 19. März und dessen Ausweitung auf elf Städte in fünf deutschen Bundesländern bis zum September und zuletzt die Durchführung des Protestmarsches nach Berlin sowie der große Streik in Berlin.
In dieser Zeit haben die Proteste der Flüchtlinge und der Illegalisierten auf der europäischen Ebene in unterschiedlichster Form Früchte getragen und wichtige Veränderungen in einigen Ländern mit sich gebracht. Von Mai an begannen weitere Streiks in Dänemark, in der Türkei, in Bulgarien, in Griechenland, in Frankreich, in Holland und in Österreich.
In den beiden letztgenannten Fällen hat die Polizei die Protestcamps niedergerissen, weswegen die Flüchtlinge an einem anderen Ort ihren Protest fortsetzen müssen, sodass die Solidarität und der Zusammenhalt in den Kämpfen in Deutschland, Holland und in Österreich die zur Zeit noch klar sichtbaren Punkte dieses Widerstands sind.
Während dieser langen Zeit der Auseinandersetzungen und Kämpfe mit einem ausländerfeindlichen und flüchtlingsfeindlichen System konnten wir viele Erfahrungen sammeln. Im Austausch mit den streikenden Illegalisierten in Holland sowie dem Streik und dem Protestmarsch in Österreich sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass eine gemeinsame kritische Analyse und das Sammeln von weiteren Ideen für die Zukunft des Flüchtlingsprotestes unabdingbar sind.
Dabei stellt das Hauptziel die Bildung von unabhängigen Räten von Flüchtlingen dar, die vollständig von protestierenden Flüchtlingen selbst organisiert sind und in jedem geographischen Fleck als solidarisches Kollektiv gemeinsam Strategien ihres Widerstands ausarbeiten und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Zu diesem Zweck organisieren und veranstalten wir diesen bundesweiten Kongress.
In diesem Sinne laden wir alle Flüchtlinge, Illegalisierte, Einwanderer/Immigrant_innen und Menschen mit Migrationshintergrund, Aktivist-innen, Studierende, Journalist_innen, Menschenrechtsaktivist_innen zu diesem Kongress ein, sich zu beteiligen und mitzuarbeiten.
Flüchtlinge, Illegalisierte und Migrant_innen haben entschieden, einen weiteren großen Schritt für ihre selbstorganisierte Unabhängigkeit und für ein Widerstandskollektiv zu tun, für die, die „nicht von hier“ sind, in der untersten Schicht der europäischen Gesellschaft, für all diejeigen, die das System mit all seinen Möglichkeiten und all seiner Macht zu negieren versucht und ihnen ihre sozialen und menschlichen Rechte abspricht.
Nach vielen Gesprächen zwischen dem Organisationskommittee der streikenden Flüchtlinge und weiteren aktiven Flüchtlingen wurde das erste März-Wochenende (1. bis 3. März 2013) für den Kongress ausgesucht. Wir laden alle aktiven Personen und Gruppen ein, sich anzuschließen, ob nur in Form ihrer Anwesenheit oder ihrer Mitarbeit im Ganzen oder nur in Teilen. Dieses Projekt läuft zur Zeit unter Mitarbeit vieler verschiedener Gruppen, aber eure Beteiligung an diesem Projekt ist notwendig und mit Sicherheit kann eure Aktivität der Qualität der Durchführung des Projekts dienlich sein.
Aktionskreis unabhängig protestierender Flüchtlinge im Januar 2013