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Landgang für alle
1. Juni 2017 @ 19:00 - 22:00
Warentransport über See im Zeitalter der Globalisierung
Auch heute noch gibt es im internationalen Seetransport das Meer, Schiffe und Seeleute, ansonsten aber hat sich seit den 1970er Jahren so gut wie alles geändert.
Auch wenn in Deutschland immer noch von Reedern gesprochen wird, so sind Reeder im früheren Sinne heute die absolute Ausnahme. Schiffsmanagements besitzen oft selbst gar keine Schiffe. Die verschärfte internationale Konkurrenz und die Schifffahrtskrise der letzten Jahre haben dazu geführt, dass es zu immer neuen internationalen Allianzen von Schiffsmanagements kommt. Derzeit verfügen zwei große Zusammenschlüsse über zwei Drittel des Eigentums an der Welthandelsflotte.
Charterer mieten Schiffe für einzelne Fahrten oder längere Zeiträume. Sie organisieren die Befrachtung von Schiffen und den Ablauf ihrer Fahrten. Logistiger der Charterer bestimmen Ankunfts- und Abfahrtszeiten in Häfen, folglich also auch über die Realität des Rechts auf Landgang. In Zeiten niedriger Charterraten siegen die Marktverhältnisse aller internationalen Abkommen zum Trotz über das Recht von Seeleuten, zwischendurch an Land zu kommen.
Seit der großen Krise des Welthandels in den 1970er Jahren wurde die Praxis, Schiffe in einem Land registrieren zu lassen, welches eine sog. Flag of Convenience anbietet, zur allgemeinen Praxis. Ihr wichtigster Vorteil besteht in dem Verzicht dieser Flaggenstaaten auf die Regulierung von Arbeitsverhältnissen. Also können Managements Seeleute überall auf der Welt zu den in ihrem Herkunftsland durchgesetzten niedrigen Löhnen heuern. Für sie gibt es so gut wie keine Möglichkeiten des Widerstands. Nach dem 11. September 2001 erreichten die USA die Verabschiedung eines ‚International Ship and Port Security Code‘ durch eine Unterorganisation der Vereinten Nationen. Die Bestimmungen des ISPS-Code stellen Seeleute unter den Generalverdacht, die Sicherheit an Land zu gefährden. Zusätzlich zu den ohnehin kaum noch vorhandenen Möglichkeiten des Landgangs, ist Seeleuten in manchen U.S. Häfen nun sogar das Verlassen des Schiffs ohne Bewachung verwehrt. Auch der Zugang von Menschen, die Seeleute im Hafen treffen wollen, ist seither erheblich eingeschränkt.
Heide Gerstenberger, Prof. Dr.disc.pol., geb. 1940, lehrte von 1974 bis 2005 als Professorin für „Theorie des bürgerlichen Staates und der Gesellschaft“ an der Universität Bremen.
Donnerstag, 1. Juni, 19 Uhr, UJZ Korn
Gemeinsame Veranstaltung der Gruppen Kritik und Subversion Hannover & Fast Forward Hannover