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Für das Paradies auf Erden! Gegen den „Al-Quds-Tag“ in Wien!
24. Juni 2017 @ 14:00 - 21:00
FÜR DAS PARADIES AUF ERDEN – GEGEN ISLAMISMUS, ANTISEMITISMUS, RASSISMUS UND ALLES WAS UNS SONST DAVON TRENNT! Antifaschistische Mobilisierung gegen den „Al-Quds-Tags“ 2017 in Wien.
Auch 2017 wird wieder weltweit zu Demonstrationen anlässlich des „Al-Quds-Tags“ aufgerufen, in Wien tut dies u.a. die Imam Ali Moschee. Seit der Islamischen Revolution 1979 im Iran wird dieser „Feiertag“ am Ende des Ramadan begangen, um die „Befreiung Jerusalems von der zionistischen Besatzung“ zu fordern. Wir gründeten gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Zusammenhänge das Bündnis gegen den Al-Quds-Tag in Wien, welches wir jedoch nur ein Jahr später wieder verlassen haben. Eine ausführliche Stellungnahme zu unserem Austritt findet sich hier: https://autonome-antifa.net/index.php/2014/07/17/emanzipation-ist-nicht-westlich-und-nicht-oestlich-sondern-universal-anmerkungen-ueber-den-al-quds-tag-in-wien/. Damit hat sich aber selbstredend nichts an der Notwendigkeit antizionistischer und antisemitischer Hetze entgegenzutreten geändert – egal von wem sie propagiert wird.
Außerdem motivieren uns zwei weitere Punkte dieses Jahr wieder gegen den Aufmarsch zum Al-Quds-Tag aufzurufen. Erstens denken wir, dass das nunmehr bürgerliche Bündnis gegen den Al-Quds-Tag Antisemitismus zu kurz fasst und wollen dem unsere Analyse entgegenstellen. Zweitens begreifen wir den Al-Quds-Tag nicht nur als antisemitischen, sondern auch als islamistischen „Feiertag“, was uns zwei Fragen aufdrängt: Warum schweigt die westliche Linke, deren Teil wir sind, zu einer der fundamentalistischsten und gefährlichsten Ideologien unserer Zeit, dem Islamismus? Und wenn dieses Schweigen gebrochen wird, was gibt es dann zu sagen?
Antisemitismus ist eine Reaktion auf und ein Ausdruck undurchschauter gesellschaftlicher Verhältnisse. Der moderne Antisemitismus zeigt sich als Ressentiment, das sich auf personalisierende Weise gegen die moderne bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft und ihre Realabstraktionen wendet: Geld und das abstrahierende Denken werden für das von der bürgerlichen Gesellschaft produzierte Elend und die Krisen verantwortlich gemacht und zugleich als jüdisch gebrandmarkt. Ins Extrem getrieben haben wir es hier mit einer umfassenden Welterklärung zu tun. Im Antisemitismus wird der abstrakten, über Kapital und Warentausch vermittelten Gesellschaft, die konkrete, unmittelbare Gemeinschaft, „das Volk“ oder „die Umma“, gegenübergestellt. Zugleich wird die abstrakte, kapitalistische Gesellschaft personalisiert: Das böse Geld und diejenigen, die mit dem Geld assoziiert werden, die Juden, seien schuld an der Misere. Eine solche vermeintlich gegen gesellschaftlich Mächtige gerichtete „rebellische“ Haltung, also der Hass auf die als überwertig imaginierten, vermeintlichen Lenker des Weltgeschehens, denen in letzter Konsequenz nur durch ihre Vernichtung beizukommen ist, gibt es im Rassismus nicht. Die rassistisch Diskriminierten gelten demgegenüber vielmehr als Minderwertige, mit Natur und Triebhaftigkeit Identifizierte, die es zu beherrschen, zu zivilisieren oder fernzuhalten gelte. Rassismus und Antisemitismus und der nicht von ihnen zu trennende Nationalismus sind als komplexes Syndrom der bürgerlichen Gesellschaft zu sehen, in dem die jeweiligen Teile unterschiedliche Funktionen übernehmen. Sowohl für einen enttäuschten, vermeintlich antiimperialistischen arabischen Nationalismus als auch westliche Antisemit_innen verschiedenster politischer Herkunft ist Israel als Jude unter den Staaten das perfekte Feindbild. Antizionismus rührt also nicht von irgendwo her. Bei vermeintlicher „Israelkritik“ geht es hauptsächlich um die Delegitimiertung und Dämonisierung des jüdischen Staates.
Wer jedoch nur auf der Oberfläche, auf der Erscheinungsebene des Antisemitismus verbleibt, öffnet ein Einfallstor für reaktionäre Pseudokritiken verschiedener Spielart. Liberale und Linke, die Antisemitismus als eine Art Vorurteil begreifen, haben meistens auch herzlich wenig zum Spannungsfeld zwischen Islam und Islamismus zu sagen. Eine radikale, linke und differenzierende Kritik läuft aktuell Gefahr zwischen einer seltsam anmutenden Einigkeit zwischen Rechts und Links unterzugehen. Einig sind sich linke wie rechte Identitäre in der Absage an eine materialistische Gesellschaftsanalyse mit universalistischem Anspruch, die gerade im Universalismus das Individuum vor das Kollektiv stellt. An Stelle einer solchen Kritik tritt die jeweils partikulare, schützenswerte, totale und essentialistisch gefasste Identität. Demnach werden (vermeintliche) Moslems als Moslems und nichts Anderes gefasst, so als seien alle Menschen muslimischen Glaubens komplett mit diesem identisch. Im Reden von „Islamophobie“ wird die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft, die also durch wandelbare Dinge wie Glaube und Überzeugung bestimmt ist, zu einer Wesens- und Natureigenschaft umgedeutet.
Während linke Identitäre das geistige Erbe der Aufklärung als Anleitung zu Rassismus und Kolonialismus komplett verwerfen, überliest ein Großteil der restlichen Linken die Dialektik in der Dialektik der Aufklärung. Hier herrscht Einigkeit mit rechten Aufklärungsfans und Abendländlern. Die westliche Zivilisation wird mit jeweiliger Nationalflagge in der Hand als Bollwerk gegen die Barbarei anstatt als ihre Voraussetzung gefeiert. Gerade zum Spannungsfeld Islam und Islamismus scheint hier von keiner Seite Vernünftiges zu kommen. Von rechter Seite wird das eigene rassistische Ressentiment plump als „Kritik“ an fremder Kultur getarnt und besonders absurd wird es immer dann, wenn Konservative bis Faschos ihre Begeisterung für Frauen- und Homorechte entdecken. Wohlwollend kann gesagt werden, dass eben dieser grassierende antimuslimische Rassismus den absoluten Großteil der westlichen Linken davon abhält Kritik an Islam und Islamismus zu üben. Zu groß ist die Angst, damit den Rassist_innen das Wort zu reden. Wir denken aber, dass es gerade hier gilt auf dem Unterschied zwischen Ressentiment und Kritik mit Nachdruck zu beharren, anstatt „den Moslem“ und noch viel mehr „die Muslima“ als schützenswerte Identität, die häufig als Projektionsfläche für verlorengegangene revolutionäre Subjektphantasien herhalten muss, darzustellen und jede Kritik an islamistischer Ideologie als Rassismus abzutun. Auf der anderen Seite fungiert der wohl notwendig leere Begriff Islam als negatives Abziehbild zur vermeintlich widerspruchsfreien, westlichen Zivilisation.
Es ist klar das eine saubere Trennung in Islam als Religion und Islamismus oder auch politischen Islam als rechte politische Bewegung nicht funktioniert. Zu vorhersehbar ist hier auch das Bedürfnis den guten, harmlosen Islam als Religion zu respektieren, während IS und das Regime im Iran überhaupt nichts mit ihm zu tun hätten. Im Umkehrschluss eine Differenzierung zwischen Islam und Islamismus völlig aufzugeben ist aber ebenfalls keine Lösung, vielmehr müssen die Schnittstellen und das Spannungsfeld zwischen beidem untersucht werden. Für eine radikale Linke bedeutet dies zweierlei: Erstens respektlose Kritik am Islam als Religion und an einer Gesellschaft deren Elend solchen „tröstenden“ Aberglauben hervorbringt. Zweitens das Ankämpfen gegen jede Form von reaktionärer Ideologie und der Schiefheilung kapitalistischer Verwerfungen. In Zeiten in denen der Islamismus ein Angebot macht, für das Tausende bereit sind zu morden und zu sterben, darf die westliche Linke hierzu nicht schweigen.
Deshalb stellen wir uns gegen den Al-Quds-Tag und das Regime im Iran, das neben den antisemitischen Vernichtungsdrohungen gegen Israel tagtäglichen Horror für Homosexuelle, „Ungläubige“ und Frauen bedeutet! Kommt zur Gegenveranstaltung, zeigt euch solidarisch mit den Betroffenen von Islamismus und lasst uns den antisemitischen Al-Quds-Aufmarsch verhindern! Nähere Infos folgen!