Solidarität mit den Streikenden von Amazon!
Bereits seit mehreren Jahren kämpfen Beschäftigte bei Amazon gegen niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Denn nicht nur das grundsätzlich zu niedrige Gehalt für einen Job, bei dem die Arbeiter*innen teilweise großen körperlicher Belastung ausgeliefert sind, sondern insbesondere die ständige Kontrolle und Überwachung in den Warenlagern stellen ein Problem dar. So verkürzen sich die Pausenzeiten nicht nur durch die ohnehin schon langen Wege, erschwerend kommen die schikanösen Durchsuchungen der Arbeiter*innen auf dem Weg dorthin dazu. Vorarbeiter und elektronische Systeme erfassen jede Verschnaufspause mit dem Ziel, sie ebenso zu unterbinden, wie Gespräche unter Kolleg*innen. Die einzige erlaubte soziale Interaktion ist diejenige, die der möglichst effizienten Organisation des Warenversandes dient – die Beschäftigten sollen dabei perfekt funktionierende Rädchen sein. Gleichzeitig versucht Amazon außerdem das Gefühl unter der Belegschaft stark zu machen, dass alle in einem Boot sitzen. Arbeiter*innen und Firmenleitung, Kontrollierte und Kontrolleure. Anstatt sich gemeinsam für ihre Interessen gegen Amazon einzusetzen, sollen sich die Beschäftigten mit dem Schicksal des Standorts identifizieren.
Ver.di fordert für die Beschäftigten einen Tarifvertrag nach den Maßstäben des Einzelhandels, der zumindest einen Lohnanstieg bedeuten würde. Amazon sieht sich dagegen als Logistiker und behauptet sich an den Löhnen dieser Branche zu orientieren. Das Unternehmen lehnt alle Verhandlungen ab, um die Beschäftigten in Unsicherheit über ihre Zukunft zu lassen und so den individuellen Leistungsdruck aufrecht halten zu können. Seit zwei Jahren wird bei den Lagerhäusern in Deutschland immer wieder gestreikt. Doch mittlerweile bestehen Kontakte zum Lagern in Poznan (Polen), die im Sommer spontan in den Bummelstreik traten, um nicht als Streikbrecher*innen für die streikenden Lager in Deutschland zu dienen, wofür sie auch Repressionen durch die Betriebsleitung in Kauf nahmen. Daran zeigt sich, dass internationale Solidarität bereits besteht, auf der aufgebaut werden kann, um der Drohung von Amazon, Lager zu verlagern, das Wasser abzugraben.
Denn es ist eben diese Angst, die viele Beschäftigte davon abhält, sich mit Amazon anzulegen, weil sie froh sind überhaupt einen Job zu haben. Neben dieser Angst tragen das gewerkschaftsfeindliche Klima, Corporate Identity, Leih-und Zeitarbeit dazu bei, dass die Streiks bisher nicht den notwendigen Druck entfalten konnten. Amazon steht beispielhaft für die Tendenz, in expandierenden und profitablen Branchen systematisch von Beginn an jede Kollektivierung zu unterbinden. Hier sieht man deutlich, was in der ganzen Gesellschaft sich immer mehr durchsetzt: Dass als einzige Möglichkeit nur noch die individuelle Anpassung an die Anforderungen des Kapitals bleibt. Zudem zeigt sich an Amazon, dass überall dort, wo es keinen ausreichenden Druck der Beschäftigten gibt oder diese umworbene Fachkräfte sind, beschissene und prekäre Arbeitsbedingungen, sowie schlechte Löhne zunehmen. Gegen diese Logik der völligen Selbstunterwerfung unter die Profitmaximierung müssen wir uns zur Wehr setzen und gegenseitig unterstützen.
Daher rufen wir dazu auf, den Konsument*innenstreik des Streiksoli-Bündnis zu unterstützen. Zeigen wir den Beschäftigten bei Amazon, dass sie nicht alleine sind und tragen wir durch die Erzeugung unprofitabler Arbeit unseren Teil dazu bei, den ökonomischen Druck auf Amazon zu erhöhen und das Unternehmen so zu zwingen, sich auf Verhandlungen einzulassen.
Ein Tarifvertrag wäre allerdings nur ein erster Schritt und würde an den Arbeitsbedingungen und der Auslieferung an die Willkür von Amazon wenig ändern. Dafür ist es notwendig, den weiteren Ausbau der Selbstorganisierung im Betrieb zu unterstützen, um zumindest ein Stück weit die Kontrolle über den Arbeitsalltag zu erkämpfen. Diese muss jedoch perspektivisch jenseits der DGB- Gewerkschaften erfolgen, wenn sie nicht in Bürokratie und Sozialpartnerschaft erstickt werden soll.
So lange wir im Kapitalismus leben, wird aber unser Arbeits- und Lebensalltag immer unter der Kontrolle des Kapitals stehen und von den Launen des Weltmarkts abhängen. Wenn wir nicht permanent gegen Leistungsverdichtung und Prekarisierung kämpfen oder uns ihnen gar unterwerfen wollen, bleibt uns nichts anderes als eine andere Organisierung der Produktion der von allen benötigten Güter anzustreben, die sich nach unseren Bedürfnissen und nicht nach dem Profitinteresse richtet. In dieser würden auch die Bedingungen, unter denen gearbeitet wird, von diesen selbst bestimmt werden können. Die Voraussetzung, dass eine andere, bessere Gesellschaft möglich wird, ist jedoch, dass wir uns nicht länger gegeneinander ausspielen und in Konkurrenz zueinander setzen lassen, sondern erkennen, dass es ein gemeinsames Ziel gibt: Das gute Leben für alle.
Konsument*innen-Streik:
Der Konsument*innenstreik funktioniert ganz einfach: Ihr bestellt bei Amazon Waren, die ihr eigentlich gar nicht benötigt, und schickt diese – am besten mit einer Solidaritätsbekundung – nach Erhalt umgehend zurück (Der Händler hat sich vertraglich verpflichtet, bei einem Warenwert von über 40 € die Portokosten für Hin- und Rücksendung zu übernehmen.).
Der Streik kann ein erster Schritt sein, ein allgemeines Klima der gegenseitigen Solidarität und des gemeinsamen Widerstandes zu schaffen – nur so können wir langfristig ein gutes Leben für alle jenseits von Staat und Kapital erreichen.
Es wäre super, wenn ihr nicht nur selbst Pakete bestellt und zurückschickt, sondern auch die Aktion bewirbt und den Aufruf teilt.
Flyer und Plakate zur Aktion bekommt ihr beim Streik Soli-Bündnis Leipzig:
streiksoli.blogsport.de // fb.com/streiksoli
streiksoli@riseup.net