2008 – Köln – Antiislamisierungskongress

Im Rahmen unserer Kampagne “Paradise Now! – Für den Kommunismus!“ ging es uns um eine Kritik sowohl an den Neuen Rechten, die diesen Kongress veranstalten wollten, als auch am Islamismus als politischer Bewegung. Mit unserer Kritik am Islamismus wollten wir uns von den Strömungen abgrenzen, die im „Islam-Faschismus“ den neuen Hauptfeind und in Islamisten die neuen Nazis sehen, sowie von denen, die jegliche Islamismus-Kritik als „Islamophobie“ und Rassismus abtun. Stattdessen wollten wir die gemeinsamen ideologischen Grundlagen von Neuen Rechten und islamistischer Bewegung hervorheben. Uns ging es vor allem darum, den Zusammenhang von nationalen, kulturellen und religiösen Kollektiven als Lösungsstrategien kapitalistischer Vergesellschaftung und Weltmarktkonkurrenz aufzuzeigen. Denn beiden reaktionären Bewegungen ist gemein, dass sie ihre Argumentationen durch ihre jeweilige scheinbare Kultur begründen.

Bündnis-Plakat

Die Bündnispolitik einiger Antifagruppen mit bürgerlichen Organisationen wie beim Blockadebündnis hat bestimmt viel zur Verhinderung des Pro Köln Reigens beigetragen; Inhalte, sofern vorhanden oder gewollt, wurden allerdings nicht vermittelt. Uns ist bewusst, dass dieses Problem nur dadurch zu lösen ist, indem radikale Linke sich eine eigene kritische inhaltliche und praktische Plattform schaffen und den Rahmen, in dem die Vermittlung der Kritik stattfindet, selbst bestimmen. Durch eine frühzeitige frühzeitige Koordination mit dem Antifa AK Köln haben wir als „…ums Ganze!“-Bündnis versucht , dies – neben den inhaltlichen Veranstaltungen im Vorfeld – durch eine  und der gemeinsamen Vorabend-Demo zu erreichen. An der Demo „Fight the Game – Rassismus, Islamismus, Nationalismus und Kapitalismus bekämpfen!“ am Freitagabend nahmen über 3000 Leute teil. Die Demo sollte sich nicht nur gegen die verschiedenen reaktionären Bewegungen richten, sondern vor allem gegen deren ideologischen und gesellschaftlichen Grundlagen.

Dass der rassistische Kongress aufgrund der Proteste nicht stattfinden konnte und zu einem Desaster auf allen Ebenen wurde, war auch ein Ziel unserer Mobilisierung. Es gab keine öffentliche Kundgebung der Neuen Rechten, faktisch keinen öffentlichen Kongress, und nur sehr wenige angereiste Anhänger von Pro Köln – die zeitweise keine Schlafplätze hatten und weder von Bussen noch Taxis mitgenommen wurden. Dies ist erstmal als Erfolg zu werten. Festzuhalten ist jedoch, dass in Köln erneut das Dilemma antifaschistischer bzw. linksradikaler Intervention deutlich wurde. Die Verhinderung des „Antiislamisierungs-Kongresses“ war auch von der Zivilgesellschaft Kölns mit allen ihren Institutionen, Parteien, Verbänden, Gewerkschaften usw. sowie der Stadtverwaltung gewollt. Die große antifaschistische Mobilisierung im Vorfeld, die kraftvolle Demo am Freitagabend, die Blockaden als auch die kleinen militanten Scharmützel, haben den Verantwortlichen bei Polizei und Stadtverwaltung die Gründe geliefert, die öffentlichen Kundgebungen Pro-Kölns zu verbieten. Ob sich Linksradikale damit zum Handlanger eines „sauberen“ Kölns und zum Verteidiger der bürgerlichen Gesellschaft gemacht haben – oder es geschafft haben, solch großen Druck aufzubauen, dass nur noch ein Verbot des Kongresses möglich war; dies ist eine der vielen Fragen, die in der linksradikalen Bewegung auch in Zukunft bei solchen Großprotesten (und nicht nur da) immer wieder aufs Neue diskutiert werden muss.

Im Vorfeld:

Interview zur Antifakonferenz „Feel the Difference“ | Alle Audio-Mitschnitte zur Antifakonferenz | Bündnis-Aufruf | Erklärung zu den geplanten Aktionen gegen den „Anti- Islamisierungs-Kongress“ | Aufruf der Gruppen Redical M und Gegenstrom

Nachbereitung:

Auswertung | Intervention ums Ganze? ( Gespräch mit der AKKU und dem Antifa AK Köln, im AIB )

Video:

Antifaschist KlausAntifa-Demo [2] (19.8.2008)

Presse:

Nachbetrachtung indymedia, [2] | Spiegel

weitere Medien:

Redebeitrag (Demo 19.8.2008 – Antifa F)