Pressemitteilung

Presseerklärung der Antifa [F] zu der Demo in Rostock:

An der gestrigen Demonstration gegen den G8-Gipfel in Rostock nahm mit einem eigenen Block auch das bundesweite und linksradikale UmsGanze-Bündnis teil, in dem auch die autonome antifa [f] organisiert ist. 3000 Menschen – auch über die Antifa-Szene hinaus – beteiligten sich hieran. Aus dem zum überwiegenden Teil vermummten Block wurden Leuchtfackeln gezündet und Leuchtmunition abgeschossen.

Die TeilnehmerInnen am UmsGanze-Block machten einerseits ihre grundsätzliche Ablehnung des Kapitalismus, andererseits ihre Kritik an den übrigen Bündnissen gegen den G8-Gipfel deutlich. So wurde immer wieder Kritik an der weitverbreiteten Annahme geübt, die G8 seien als ‚Herrschende‘ persönlich für alle Übel dieser Welt verantwortlich – vom religiösen Fundamentalismus bis zum schlechten Wetter. Diese Form der ‚reaktionären Kapitalismuskritik‘ äußere sich zum Beispiel in antisemitischen oder antiamerikanischen Stereotypen. Zudem wurde gegen die ‚reformistischen Illusionen‘ von attac und co. die Forderung nach einem radikalen Bruch mit den kapitalistischen Verhältnissen und für den Kommunismus geworben.

Sahra Brechtel, Sprecherin der Frankfurter autonomen antifa [f] hierzu: ‚Das Treffen der G8 ist keine Schaltzentrale des Kapitalismus, sondern nicht viel mehr als ein guter Anlass, das große Ganze ins Visier zu nehmen.‘

Als bedauerlich bezeichnete Brechtel, dass es in der Demonstration mehrere von einander isolierte linksradikale Blöcke gegeben habe. ‚Trotz der inhaltlichen Kritik, die wir u.a. an der Interventionistischen Linken üben, hätten wir uns einen solidarischen Ausdruck der radikalen Linken in Rostock gewünscht‘, so Brechtel. Man sei aber weiterhin an einer produktiven Zusammenarbeit der emanzipatorischen Linken interessiert.

Im Hinblick auf die Ausschreitungen nach der Demonstration erklärte die Antifa-Sprecherin: ‚Die Frage der Gewaltlosigkeit ist im Kapitalismus müßig. Bei der täglichen Gewalt des Kapitalismus, bei Abschiebungen und Ausbeutung, fehlen die Betroffenheitsbekundungen.‘

Die Distanzierungen der Demoleitung und von attac seien in diesem Zusammenhang bezeichnend: ‚Wer so am Rockzipfel des staatlichen Gewaltmonopols hängt wie diese NGOs, der kann es natürlich nicht gut finden, wenn Menschen ihre Ablehnung dieser unmenschlichen Verhältnisse so deutlich artikulieren wie gestern in Rostock.‘ Der Versuch, die Proteste durch Integration und Staatstreue mundtot zu machen, ’sind im Steinhagel vor die Wand gefahren.‘ ‚Selbstverständlich‘ distanziere sich das UmsGanze-Bündnis nicht von den militanten Aktionen.

Im Übrigen habe sich die Polizei keineswegs zurückgehalten, sondern immer wieder die Kundgebung brutal attackiert. Die Antifa-Sprecherin forderte die sofortige Freilassung aller Gefangenen.

Die militanten Aktionen in Rostock seien ein unmissverständliches Zeichen vieler internationaler Aktivisten gewesen: ‚Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei – kaputtmachen!‘ Denn ein Ende der Gewalt werde es mit dem Kapitalismus nicht geben.

In Bezug auf die Vorwürfe, die militanten Aktionen am Samstag hätten die Versuche, den G8-Gipfel zu blockieren beschädigt, erklärte Sahra Brechtel: ‚Die beschworene Vielfalt der Aktionsform – das ist genau das, was in Rostock passiert ist. Und, wie es vor einigen Wochen so schön formuliert wurde, der Protest hält sich eben nicht an die Straßenverkehrsordnung.‘ Wir rufen alle Menschen auf, sich jetzt vom Polizeistaat nicht einschüchtern zu lassen und sich an den Blockaden zu beteiligen.

Ob es wieder zu solchen Auseinandersetzungen kommen müsse, hänge vor allen Dingen von der Polizei ab. ‚Wir können unseren Aufruf nur wiederholen:
‚Liebe Polizeibeamten, behindern sie keine antikapitalistischen Aktionen, machen sie sich nicht mit den Gewalttätern in ihren Reihen gemein und distanzieren sie sich vor allen Dingen auch räumlich von diesen Gewaltgeilen‘, so die Antifa-Sprecherin.

Grundsätzlich gelte allerdings auch, dass jede symbolische Aktion nur so gut sei, wie die kommunistische Gesellschaftskritik, die dahinter organisiert aufscheine. Sahra Brechtel: ‚Das sollte für die radikale Linke heißen: raus aus der Scheiße – rein ins UmsGanze-Bündnis!‘

Im UmsGanze-Bündnis sind bisher Antifa-Gruppen aus NRW, Hessen, Berlin, Baden-Württemberg, Brandenburg und Niedersachsen organisiert.