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Judenfeindschaft in Russland nach der Oktoberrevolution

14. November 2017 @ 19:00 - 22:00

Vortrag mit moderierter Diskussion
im Rahmen der Reihe:

„Vorwärts und nicht vergessen“ – zu Folgen, Aktualität und kritischer Rezeption der Oktoberrevolution.

Referent: Olaf Kistenmacher:

„Stille Pogrome“? Judenfeindschaft in Russland nach der Oktoberrevolution

In den Jahren 1917 bis 1920 fanden durch Pogrome und Exzesse bis zu 200.000 Juden und Jüdinnen im sich zu jener Zeit bildenden Sowjetrussland ihren Tod. Der revolutionäre Umbruch und folgende Bürgerkrieg war also begleitet von einem grassierenden Antisemitismus, welcher sich im Übergang vom zaristisch-religiösen zum modernen, politischen Antisemitismus befand und demnach deren verschiedenen Motive in sich vereinte: Sowohl Varianten der Ritualmordlegende und der Vorwurf des Verrats an Jesus als auch die Unterstellung der Spionage im Dienste divergierender fremder Mächte, des Greifens nach der Weltherrschaft im Allgemeinen, mittels des Bolschewismus im Besonderen, sind jene ideologischen Fragmente, unter deren Deckmantel Juden und Jüdinnen ermordet wurden. Auszumachen ist dabei, dass der Antisemitismus unter den verschiedenen weißen und antibolschewistischen Regierungen und Armeen weitere Verbreitung fand und im Sinne der Konterrevolution auch funktionale Züge erhielt, als es bei den Bolschewiki der Fall war. Bei allen Differenzen der konkurrierenden Streitmächte, welche einer genaueren Betrachtung bedürfen, lässt sich auf der einen Seite das Ressentiment des Judäobolschewismus als Gemeinsamkeit konstatieren. Auf der anderen Seite, der der Bolschewiki, lässt sich grundlegend ein Verständnis und eine Politik im Bezug auf das Antisemitismusproblem ausmachen, welche eine solidarische Haltung gegenüber der jüdischen Bevölkerung erkennen lassen. Nicht zu unterschätzen ist dabei doch die Debatte um die sogenannte nationale Frage der Bolschewiki, welche leitend für den Umgang mit dem Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund und Poale Zion u.v.m. war. Gleichzeitig war schon der Umsturz der Provisorischen Regierung von „Weinpogromen“ begleitet, bei denen durch Rotgardisten verübte antisemitische Ausschreitungen dokumentiert sind. Der Vortrag nimmt sich zur Aufgabe, jene changierenden Problemstellungen um die Rolle des Antisemitismus bei Revolution und Konterrevolution zu untersuchen und Differenzen und Überschneidungen herauszuarbeiten. Damit wollen wir einerseits die Wichtigkeit des bisher wenig beachteten und schlecht aufgearbeiteten Themenkomplexes herausstellen und andererseits auch eine kritische Betrachtung der kommunistischen Geschichte des Antisemitismus zu leisten.

Eine Veranstaltungsreihe von Kulturraum e.V. – KreV, Gruppe Sassulitsch und the future is unwritten – Leipzig.
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V…

Für weitere finanzielle Unterstützung danken wir: Linksfraktion Sachsen, Aktionswochen gegen Antisemitismus.

Infos und Programm:
https://vorwaertsundnichtvergessen.wordpress.com/

Details

Datum:
14. November 2017
Zeit:
19:00 - 22:00

Veranstaltungsort

Institut fuer Zukunft
An den Tierkliniken 38, Kohlrabizirkus
Leipzig, 04103 Germany